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Historie – Gerätturnen

Turnvater Jahn gilt fraglos als Initiator der deutschen Turnbewegung. Die vier “F“ aus seinem Zitat “frisch, frei, fröhlich, fromm – das ist der Turner Reichtum“ und später abgewandelt in “frisch, fromm, fröhlich, frei“, sind Gestaltungsgrundlage des traditionellen Turnerkreuzes.

Das Turnerkreuz ist eine graphisch gestaltete Bildmarke bzw. ein Logo, welches im Jahr 1844 von dem Kupferstecher und Drucker Johann Heinrich Felsing, in den hessischen Farben rot-weiß entwickelt wurde und sich noch heute in vielen Vereinswappen wiederfindet.

Johann Friedrich Ludwig Christoph Jahn, Sohn eines evangelischen Pfarrers, war ein nationalistischer Publizist, Politiker und deutscher Pädagoge.

Am 13. November 1810 gründete Friedrich Ludwig Jahn mit elf Freunden in der Hasenheide bei Berlin den geheimen Deutschen Bund zur Befreiung und Einigung Deutschlands. Aus den ausgedehnten Wanderungen, die Jahn mit seinen Schülern unternahm, entwickelte sich ein regelmäßiges Turnen.

Am 19. Juni 1811 eröffnete Friedrich Ludwig Jahn in der Hasenheide den ersten Turnplatz in Deutschland.

1842 wurde in Preußen der Turnunterricht, in dem das Gerätturnen ein wesentlicher Bestandteil war, an allen Lehranstalten als notwendiger und unerlässlicher Bestandteil der männlichen Erziehung eingeführt.

1845 wurde per Dekret und höchst königlicher Genehmigung ebenfalls der Turnunterricht, teilweise mit dem Turnen an Geräten, als regelmäßige körperliche Ertüchtigung für Knaben ab dem 10. Lebensjahr angeordnet.

Am 3. April 1848 wurde in Hanau der “Erste Deutsche Turnerbund“ gegründet.

Seit 1880 wurden bei Deutschen Meisterschaften der Männer im Mehrkampf erstmals Gerätturnen mit Leichtathletik-Disziplinen kombiniert ausgetragen, teilweise im Rahmen des Deutschen Turnfestes.

1881 Gründung des internationalen Turnerbundes durch die Gründungsmitglieder Frankreich, Belgien und Niederlande.

1896 bei den Olympischen Spielen gab es erstmals Wettkämpfe im Kunstturnen/Gerätturnen der Männer. Hier wurden Einzelwettkämpfe an den Geräten Barren, Pferdsprung, Reck, Ringe und Seitpferd sowie ein Mannschaftswettkampf am Barren ausgetragen.

Erfolgreichster deutscher Wettkämpfer wurde Carl Schumann. Olympia-Gold am Pferdsprung (Einzelmedaille), Reck und Barren (jeweils Mannschaft), Ringkampf (offene Klasse) und Olympia-Bronze im Gewichtheben (Beidarmige Klasse).  

Erst um 1900 wurde das Spektrum des Mädchenturnens dem der Knaben angepasst. Beim Gerätturnen galt jedoch die Devise „Beine unten und geschlossen“. Übungen an Reck, Barren oder am Schwebebaum galten als „dem weiblichen Wesen angepasst anmutig und kräftigend zugleich“.

1903 wurden in Antwerpen (Belgien) die ersten Mehrkampf-Weltmeisterschaften der Männer ausgetragen, bei denen auch Gerätturn-Disziplinen integriert waren.

1920 wurden bei den Männern in Deutschland erstmals reine Gerätturnwettkämpfe eingeführt. Zunächst beschränkten sich diese Wettkämpfe auf Städtevergleiche. Hinzu kamen schnell Wettkämpfe einzelner Länder und Kreise.

1921 wurde Bella Meisser, vom TSV 1860 München, erste Deutsche Turnmeisterin der Frauen im Mehrkampf-Gerätturnen.

1928 gingen die Frauen erstmals bei den Olympischen Spielen in Amsterdam (Niederlande) im Gerätturnen an den Start, allerdings in einem mit anderen Disziplinen kombinierten Achtkampf-Mannschaftswettbewerb.

1932 wurde bei den olympischen Spielen in Los Angeles (USA), im Kunstturnen der Männer, erstmals die heutige Disziplin im Einzelmehrkampf, Mannschaftsmehrkampf und den einzelnen Geräten Barren, Boden, Pferdsprung, Reck, Ringe und Seitpferd eingeführt.

1934 gab es im Weltmeisterschaftsprogramm in Budapest, die erste Frauen-Turn-WM der Geschichte.

1936 gewannen die deutschen Frauen den Mannschaftswettbewerb im Gerät/Kunstturnerinnen, bei den Olympischen Spielen in Berlin.

1952 wurde bei den olympischen Spielen in Helsinki, im Kunstturnen der Frauen, die heutige Disziplin im Einzelmehrkampf, Mannschaftsmehrkampf und den einzelnen Geräten Boden, Sprungtisch/Pferdsprung, Schwebebalken und Stufenbarren eingeführt.

Seit 1968 werden bei den Deutschen Meisterschaften der Frauen sowohl der Mehrkampf als auch alle vier Einzelgeräte Sprung, Stufenbarren, Schwebebalken und Boden als Wettkampf ausgetragen.

1969 holte sich die Bundesliga-Mannschaft der Turnabteilug “TA Uni Berlin“ die erste deutsche Bundesliga-Meisterschaft der Männer.

1971 holte sich, der in Künzelsau (Baden-Württembergischen) geborene, Eberhard Gienger seine ersten beiden Deutschen Meisterschaften am Barren und am Reck. Der deutsche Ausnahmeturner sammelte 1971 bis 1981   34 Deutsche Meistertitel (7x im Mehrkampf, 9x Reck, 9x Barren, 4x Ringe, 3x Pauschenpferd und jeweils 1x am Boden und Sprung). Hinzu kommen sieben Medaillen bei Europameisterschaften (3x Gold am Reck, 1x Silber und 1x Bronze am Barren, 1x Bronze am Pauschenpferd und 1x Silber im Mehrkampf.) Sowie 4 Medaillen bei Weltmeisterschaften (1x Gold und 2x Silber am Reck und 1x Silber am Pauschenpferd).          

1976 erturnte Gienger die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Montreal (Kanada).

1994 fand erstmals die Bundesligameisterschaft der Frauen statt. Den ersten Titel holte sich das Bundesliga-Team der SG Schorndorf.  

Am 12. Juli 1997 legten sieben Gründungsmitglieder in Chemnitz den Grundstein der DTL, als sie den Ligaverband „Deutsche Kunstturnliga Männer (DKLm)“ aus der Taufe hoben. Seitdem zeichnet sie als Zusammenschluss für den Ligabetrieb des Turnens in Deutschland verantwortlich. Ziel ist die Weiterentwicklung sowie die Steigerung des Bekanntheitsgrades des deutschen Turnens in den Medien und der Öffentlichkeit. Seit 2002 firmiert der Verband unter dem Namen „Deutsche Turnliga e.V. (DTL)“. Drei Jahre später wurde die Abteilung Frauen gegründet.

2009 wurde Elisabeth Seitz erstmals Deutschlands Turnerin des Jahres und ist fraglos bis heute die erfolgreichste deutsche Turnerin. Eli ist in Altlußheim aufgewachsen. Der Ort befindet sich im äußersten Süden des Turngau Mannheim.

2010 wurde Eli erstmals Deutsche Meisterin im Mehrkampf, Stufenbarren, Balken und Boden.  

2011 schaffte sie den internationalen Durchbruch mit Platz 2 bei den Europameisterschaften im Einzel-Mehrkampf.

Bis 2021 sammelte Elisabeth Seitz 22 Deutsche Meistertitel (7x Mehrkampf, 8x Stufenbarren, 4x Boden und 3xBalken). Hinzu kommt 1x Silber im Mehrkampf und 1x Bronze am Stufenbarren bei Europameisterschaften. 1x Silber mit der Deutschen-Nationalmannschaft bei den Europaspielen in Baku. Und 1x Bronze am Stufenbarren bei den Weltmeisterschaften 2018. Sowie viele weitere Top-Platzierungen bei sämtlichen Europa- und Weltmeisterschaften. Eine olympische Goldmedaille blieb ihr leider bis heute verwehrt.

Barren – Parallelbarren und Stufenbarren

Der Barren ist eindeutig eine Erfindung von Friedrich Ludwig Jahn, der bereits 1810 in seiner Berliner Hasenheide „drei Gestelle“ aufrichtete, auf denen die Turner sich durch Stützen und ähnliche Übungen die nötige Stützkraft für das Pferdturnen aneignen sollten. Also entstand der Barren zunächst als Trainings-Hilfsgerät.

1819 beschrieb der Spanier Amoros transportable Barren, welche durch den Schweizer Phokion Heinrich Clias gebaut wurden. So wurde der Barren bald zu einem bevorzugten, selbständigen Gerät.  

Der Stufenbarren wurde erstmals 1830 durch den Spanier Francisco Amorós in seinem Lehrbuch „Manuel d’éducation physique, gymnastique et morale“ schriftlich erwähnt. Francisco Amorós gilt in Spanien und Frankreich als Vater der modernen Leibeserziehung.

1856 war es in Deutschland der Berliner Apotheker Hermann Otto Kluge, der den Barren (und auch das Reck) durch Hülsen verstellbar machte und mit denen er 1856 einen eigenen Turnsaal einrichtete.

Bis ca. 1860 kam es zu einer generellen Leistungssteigerung des Turnens an den Geräten. Löste aber auch mancherorts größte Kritik aus. In Deutschland gipfelte dies im sogenannten „Barrenstreit“. 

1860 ließ Major Hugo Rothstein, seines Zeichens Unterrichtsdirigent der königlich-preußischen Zentralturnanstalt in Berlin, die Jahnschen Turngeräte Barren und Reck, aus seiner Turnanstalt entfernen. 1862 fehlten beide Geräte komplett im Lehrplan.

1863 wurde der Gerätestreit beigelegt und die beiden Geräte Barren und Reck wurden wieder in den Turnhallen eingeführt.

In den nächsten 4 Jahrzenten gab es wenig Impulse zu technischen Veränderungen des Gerätes. Es wurde wenig schwunghaft geturnt, sondern eher Kraftübungen mit gestreckten Knien und Zehen.

Seit 1896 ist Barrenturnen olympisch, bei den Spielen in Athen wurde bei einem Gruppenwettbewerb am Barren nach Takt und Musik geturnt. Einzelturner und damit erster Barren-Olympiasieger war der Deutsche Alfred Flatow. Hermann Weingärtner wurde Dritter.

1903, beim „1. Internationalen Fest des Internationalen Turnerbundes “ in Antwerpen, war außer einer Kippe vom Hang in den Schwebestütz und einem Handstand aus dem Beugestütz noch kein Schwungteil gefordert und außer einer Rolle rückwärts in den Handstand wurden nur statische Elemente geturnt.

1909 bot der Dresdner Hermann Fechner im Jahrbuch der Turnkunst seine eiserne Geräteausführung als besten Barren der Welt an.

1912 bei den Olympischen Spielen in Stockholm wurde zwar ein „gefälliger Barren“ benutzt, aber noch immer bestanden die Übungen zumindest zur Hälfte aus – wenn auch zügigen – Kraftteilen.

Es dauerte bis 1934, bis die ungleich hohe Anordnung der Barrenholme als Wettkampfdisziplin bei den Turn-Weltmeisterschaften der Frauen in Budapest erstmals eingeführt wurde.

Bei den Olympischen Spielen 1936 turnten die Frauen die Pflichtübungen noch am Männerbarren, in der Kür durften sie zwischen beiden Barrenformen wählen.

1950 bei den Weltmeisterschaften, hatte sich der Stufenbarren für die Frauen-Wettkämpfe noch immer nicht vollständig durchgesetzt. Die Turnerinnen hatten die Wahl zwischen Stufenbarren und Ringen. Die Weltmeisterin von 1950, Gertrude Kolar aus Österreich, turnte an den Schaukelringen nicht am Stufenbarren.

Noch bis 1950 trafen die Turnerinnen und Turner bei Wettkämpfen auf unterschiedliche Barren. Mal mit starren oder mit durchgebogenen Holmen, mit schweren oder leichten Eisenteilen. Was an dem einen Gerät gelang, war sportlich – am anderen schier unmöglich. Eine Vereinheitlichung des Gerätes war nicht in Sicht.

Noch 1952 bei den Olympischen Spielen in Helsinki gab es zahlreiche Holmenbrüche, auch am Stufenbarren.

1952 wurde der Stufenbarren in Helsinki zum ersten Mal als vollwertiges Wettkampfgerät ausgeschrieben.

1954 zu den Welttitelkämpfen stand dann der noch unverspannte Stufenbarren als vollwertiges und alleiniges Gerät bereit. Die wachsende Dynamik des modernen Turnens führte allerdings damals zu 39  Holmenbrüchen!

In den 50er Jahren ließ in Deutschland-West das Interesse nicht nur am Stufenbarren, sondern generell an den internationalen Entwicklungslinien des Frauenturnens nach. Im krassen Widerspruch dazu standen die Innovationen deutscher Geräteentwickler wie Richard Reuther aus Ludwigshafen-Oppau am Rhein und Rudolf Spieth aus Esslingen am Neckar, die erste brauchbare Konstruktionen verspannbarer Doppelrecks schon anfangs der fünfziger Jahre schufen.

Reuther entwickelte zunächst einen Mehrzweckbarren, mit elastischen Barrenholmen, welche im Querschnitt zur Tropfenform wechselten und deutlich anspruchsvollere Turnelemente ermöglichten.

Seit 1963 wurden in die mehrfach verleimten Holme auch Glasfiber eingearbeitet, um stärkere Belastungen zu ermöglichen, was zugleich vor allem bei den Männern deutlich anspruchsvollere, akrobatische Barren-Elemente ermöglichte. 

Erst aber 1965 wurde beim Pfälzischen Landesturnier ein von Richard Reuter entwickelter Stufenbarren bei einem offiziellen Wettkampf eingeführt mit besonders elastischen Eigenschaften.

Die Welturaufführung erfolgte dann im selben Jahr zur V. Gymnaestrada in Wien und wurde im Sommer 1966 als Patent angemeldet.

1967 bei den Europameisterschaften der Turnerinnen in der niederländischen Hauptstadt Amsterdam, konnte das neue Doppel-Reck des Frauenturnens erstmals eingesetzt werden.

So führte die seit Mitte der sechziger Jahre patentierte Einlage von drei Glasfibersträngen bei den Olympischen Spielen 1972 in München zu keinem einzigen Holmenbruch mehr!

Das Turnen am Parallelbarren der Männer oder am Stufenbarren der Frauen hat sich bis heute zu immer akrobatischeren Übungselementen weiterentwickelt und ist mit den Turnübungen der Anfangszeit kaum vergleichbar.    

Reck

Auch das Reck ist zweifelsohne eine Erfindung von Friedrich Ludwig Jahn. Bereits 1810 stellte Jahn in seiner Berliner Hasenheide Pfosten auf, welche er im oberen Bereich jeweils mit Holzstangen oder Seilen verband. An den Stangen wurden meist Kraftübungen wie Klimmzüge ausgeführt, an den Seilen Schwing- und Hänge-Übungen.

1812 führte er das erste Reck als eigenständiges Turngerät ein, indem er auf der Hasenheide Reckstangen aus Holz, in verschiedener Höhe zwischen jungen Eichen anbringen ließ. Der Begriff “Reck“ war ursprünglich eine Bezeichnung für eine waagerechte Stange in Hühnerställen und ist von Jahn als Name für das Turngerät übernommen worden. Die Schüler turnten mit solcher Begeisterung daran, dass die Zahl der Reckstangen auf sechs vermehrt werden musste.

Bereits damals legte Jahn auf ein regelmäßiges Training wert. Wie sehr Jahn bereits damals an einer Leistungssteigerung gelegen war, belegt auch die Tatsache, dass man bereits bei Übungsteilen am Reck zu zählen begann.

1816 berichtete Jahn in seinem Buch “Deutsche Turnkunst“ von jungen Männern wie zum Beispiel “August Thaer“, der jüngste von drei Brüdern, brachte damals am Reck zunächst sechzig Aufschwünge zustande, welche er in der Folge auf hundertzweiunddreißig steigern konnte.

In der Zeit bis 1850 wurden die hölzerne Reckstange erst mit einer Eisen- oder Stahleinlage versehen, wie der Bleistift mit Graphit.

Um 1850 erfand der Turner Kunz die Kippe am Reck. Ungefähr zur selben Zeit kamen nackte und raue Eisenstangen auf, welche die Hölzernen ersetzten. Zu der Zeit waren die beiden Pfosten noch starr in den Boden eingelassen und ragten über die Querstange hinaus.

Seit Athen 1896 ist das Turnen am Reck olympisch. Der deutsche “Herrmann Weingärtner“, aus Frankfurt an der Oder, holte gleich im ersten Jahr olympisches Gold an diesem Gerät.

Bis 1900 entwickelte sich mit den Stangen auch der restliche Teil des Recks weiter. Aus den ursprünglich starren Pfosten, wurden diese mehr und mehr vom mit Eisenstäben und Ketten verspannten Reck abgelöst. Nach wie vor wurde auf eine variable Reckhöhe Wert gelegt.

Bereits 1906 werden in amtlichen “Richtlinien für Turngeräte“ Querstangen mit einer Länge von ca. 220 cm und einem Durchmesser von ungefähr 33 mm vorgeschrieben. Das erlaubte Höchstmaß lag bei 255 cm. Diese Maße haben sich nur noch unwesentlich verändert. Die Jahre davor setzten sich bereits elastische Stahlstangen durch.

1908 bei den Olympischen Spielen in London zeigte ein Turner nach mehreren Riesenfelgen erstmals einen Doppelsalto.

Erst 1936 in der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Berlin, wurde im deutschen Turnen Wert auf eine Leistungssteigerung durch Verbesserung der Elastizität des Reck-Turngerätes gelegt.

Seit dem DIN-Maß von 1951 sind moderne Reckstangen 240 cm lang, nur noch 28 mm stark und bestehen aus Spezial-Federstahl mit Drahtseilkern, der bei einem Stangenbruch die Verletzungsgefahr mindert.

1952 bei den olympischen Spielen in Helsinki erlebt das Reckturnen durch das Auftreten der sowjetischen und japanischen Turner eine enorme Entwicklung.

1974 begann mit dem Jäger-Salto die Entwicklung der Flugelemente am Reck. Der in Thüringen geborene und damals für die DDR-Auswahl turnende “Bernd Jäger“ zeigte dieses nach ihm benannte Flugelement erstmals in einem Länderwettkampf in der Schweiz.

1978 wurde mit dem Gienger-Salto ein weiteres Flugelement nach einem deutschen Turner benannt. Eberhard Gienger wurde in Künzelsau geboren. Von 1971 bis 1981 wurde er 6x Mehrkampf-Meister der BRD, an seinem Paradegerät Reck gewann er 3x die Europameisterschaft und 1974 1x die Weltmeisterschaft.

1979 wurde die Maximalhöhe des Recks von 255 cm auf 275 cm erhöht, um der Entwicklung des Reckturnens Rechnung zu tragen. Auch die vorgeschriebene Belastbarkeit der Reckstange wurde auf das 8fache Körpergewicht eines Turners festgelegt, ohne zu brechen.

1996 erturnte sich nach fast 100 Jahren ein deutscher Turner olympisches Gold am Reck. Der in Sachsen-Anhalt geborene und für die damalige DDR-Auswahl startende “Andreas Wecker“ gewann Gold am Reck bei den Olympischen Spielen in Atlanta (USA).

2016 holte Fabian Hambüchen bei den olympischen Spielen in Rio de Janeiro, an seinem Paradegerät dem Reck, die lang ersehnte und von ihm kaum noch erhoffte olympische Goldmedaille. Nachdem er 2008 in Peking mit der Bronzemedaille und 2012 in London mit der Silbermedaille jeweils nur knapp das olympische Gold verfehlte. 

Ringeturnen

Verhältnismäßig jung im turnerischen Wettkampf sind die am Seil hängenden, ursprünglich zum Schaukeln bestimmten Ringe.

1842 wurden sie erstmals von Adolf Spieß als “Ringeschwebel“ in seiner 4bändigen Buchreihe “Die Lehre von der Turnkunst (1840-1846)“ beschrieben. Im Lehrbuch waren auch Ringe abgebildet, die statt der runden Ringe noch dreieckige, triangelförmige Bügelgriffe hatten. Gebräuchlich war auch der Begriff “Bügelübungen“ und wurde überwiegend nur im Schulsport ausgeübt.

Im Gegensatz zum olympischen Ringeturnen (auch Standringe genannt) wird an den Schaukelringen hin und her geschwungen. Die Schaukelbewegung wird mit aktivem Öffnen des Körpers im Sturzhang oder durch angeben mit den Beinen am Boden aufrechterhalten.

1896 bei den olympischen Spielen in Athen wurde erstmals ein eigenständiger Wettbewerb der Männer an den Ringen ausgetragen. Der deutsche Hermann Weingärtner, aus Frankfurt an der Oder,  erturnte sich die Silbermedaille an diesem Gerät.

1903 bei den ersten internationalen Meisterschaften in Antwerpen (Belgien) tauchten erstmals auch die Ringe im Mehrkampf der Männer auf. Sowohl in der dreieckigen Form, als auch bereits mit den runden Ringen.

1905 in Bordeaux (Frankreich) als auch 1907 in Prag (Tschechien) konnte man sich jedoch nicht einigen, ob man an den schaukelnden oder den still hängenden Ringen turnen sollte. Die Wettbewerbe an diesem Gerät fanden daraufhin einfach nicht statt.

Nach 1920 war es in deutschen Turnvereinen noch längst nicht üblich selbst die Schaukelringe zu verwenden. Die Ringe bestanden damals zunächst aus Eisen, waren mit Faden umwickelt und mit Leder überzogen. Aber es wurden schon Ringe aus Holz, aus Korbgeflecht und sogar aus Hartgummi beschrieben.

1921 wurden in Leipzig die ersten Meisterschaften der deutschen Turnerinnen durchgeführt. Hier gab es zwar Turnen am Reck, am Barren und am Pferd, aber kein Balkenturnen.

1924 bei den Olympischen Spielen in Paris tauchten die Ringe erstmals wieder als Einzelgerät auf. Relativ große Ringe hingen mit Hanfstricken an einem freistehenden, hölzernen Gerüst.

1936 bei den Olympischen Spielen in Berlin waren die Ringseile noch durchgehend aus Hanfstricken und inzwischen an einem Stahlrohrgerüst befestigt. Doch gab es bessere Konstruktionen bei denen der untere Teil aus Lederriemen bestand, welche den Druck besonders am Ende des Schleuderns elastisch abminderten und das Verletzungsrisiko an den Schultern enorm verringerten.

1954 zur Weltmeisterschaft in Rom (Italien) tauchten im oberen Bereich erstmals Stahlseile auf, im mittleren Teil gab es Verstellmöglichkeiten.

1956 entwickelte der deutsche Gerätebauer Richard Reuther die in der Mitte abgeknickten und nach innen geneigten senkrechten Stützen. Somit ergab sich oben eine nur halb so lange Querstrebe, wodurch sich störende Horizontalschwingungen wesentlich reduzieren ließen. 

1965 schrieb das Normenbuch der FIG eine Maximalbelastung von 250 kp (Kilopond) an diesem Gerät vor. Inzwischen hatte sich das früher durch vorwiegend statische und Kraftelemente geprägte Turnen an diesem Gerät längst zu einem hochdynamischen, schwungvollen Ringeturnen entwickelt.

1966 wurde erstmals eine Riesenfelge an den Ringen bei den Weltmeisterschaften in Dortmund vom russischen Weltklasseturner “Michail Jakowlewitsch Woronin“ geturnt. Daher auch die “Woronin-Felge“ genannt. Danach war das Tor zu atemberaubenden Wechseln zwischen Superathletik der Kraftelemente und rasanten Schwungtechniken aufgestoßen, die bis hin zu früher für unmöglich gehaltenen Abgangsschwierigkeiten führten.

1971 war es der deutsche Eberhard Gienger bei den Europameisterschaften, der erstmals beim Abgang einen Doppelsalto rückwärts in den Stand turnte.

1974 wurden im internationalen Normenbuch verleimte Schichtholzringe vorgeschrieben und die Maximalbelastung von 250 kp (Kilopond) auf 400 kp erhöht. 

1988 erturnte als erster Deutscher, der für die DDR-Auswahl startende Holger Behrendt, olympisches Gold in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul.

1989 holte sich, der für Deutschland startende, Andreas Aguilar den Weltmeistertitel in Stuttgart und somit den bis heute letzten Titel für Deutschland an diesem Gerät.

Pauschenpferd

Lange vor dem Aufkommen der Turnkunst und schon im Altertum waren Nachbildungen des lebendigen Pferdes im Gebrauch zu Vorübungen des Reitens, insbesondere des Auf- und Absitzens; so bei der römischen Reiterei und im Mittelalter zur Ausbildung ritterlicher Fertigkeiten.

Diese Übungen hielten sich dann im Zusammenhang mit dem Fechtunterricht auch an Universitäten und an allgemeinbildenden Schulen für Adelige. Dies wurde beispielsweise als Voltigieren bezeichnet.

Bereits 1811, als Turnvater Jahn die ersten Turngeräte auf der Berliner Hasenheide platzierte, gehörten auch drei verschiedene Pferdnachbildungen dazu. Ein recht naturnahes mit Kopf und Schwanz, ein lederüberzogenes ohne Schweif und aufsteigendem Hals und den hölzernen Schwingel, womit der Fremdworthasser Jahn das „Voltigieren“ eingedeutscht hatte. Daraus entwickelte sich das heute bekannte olympische Pauschenpferd, und die als Pauschen bezeichneten Stützbügel sind die ehemaligen Sattelwülste.

Anfang des 19. Jahrhunderts diente die Nachbildung eines Pferdes eher zu wichtigen Gleichgewichtsübungen für Soldaten zu Pferde, weniger aber als eigenständiges Turngerät, wie wir dieses heute kennen. Besonders in Deutschland gab es im deutschen Turnsport über viele Jahrzehnte kaum eine turnerische Weiterentwicklung.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich aus der Pferdenachbildung mehr und mehr das Seitpferd. Ein ca. 190 cm bis 200 cm länglicher Körper, mit einem 35 cm bis 40 cm Durchmesser, in der Mitte mit zwei abnehmbaren Pauschen. Der meist mit Leder oder Stoff überzogene Körper wurde auf verschiedenen Bein-Konstruktionen befestigt.     

1903 in Antwerpen (Belgien) wurden die ersten Weltmeisterschaften am Pauschenpferd ausgetragen. Gleich drei Athleten werden mit 18,0 Punkten als Weltmeister geführt. Die beiden Franzosen Dejaeghère und Lux sowie der Holländer Thyssen.

1907 im Jahrbuch der Turnkunst wurden die geeigneten Maße des Pferdes wie folgt angegeben: Die geeignete Länge des Pferdes ist eine solche von 190 cm. Als Höhe wird 110 bis 170 cm angegeben. Höhe des Rumpfes 40 cm, seine Breite oben 40 cm unten 37 cm, Hals und Kurzlänge sind gleich, der Sattel, d. h. der Pauschenabstand misst 44 bis 45 cm, woraus sich für Hals und Kurzteil je 72 cm ergeben. Die Bügelpauschen sind 11 – 12 cm hoch und haben eine Dicke von 30 bis 32 cm. Üblich waren aber auch noch Pferde mit längerem Hals (unsymmetrisch), der leicht schräg nach oben führte.

Um 1920 gab es ein völlig symmetrisches Pferd (Handbuch R. Gasch), bei dem aber Kopf und Kreuz verschiedene Längen hatten. Der Pferdrücken ist (noch lange) rund, und lässt noch keine Tendenzen erkennen, ohne die Beinschwünge auszuführen, gar auf Hals und Kreuz zu „wandern“, wie es später in der Turnsprache heißen wird. Dies verboten auch schon die runden Pauschen, die nur schlecht zum Stütz beider Hände taugten, wie es für das Wandern typisch wurde.

1926 wurde der Rumpf bereits schlanker und verlief an der unteren Fläche in leichter Schräge nach oben.

1936 wurde bei den Olympischen Spielen in Berlin an einem Pauschenpferd geturnt, welches bereits nur noch eine Länge von 180 cm hatte und schon am Hals und Kreuz Kreisschwünge und Kehren geturnt wurden.

1948 erschienen die Amerikaner zu den Olympischen Spielen mit einem Pferd, das nur 160 cm lang war und einen völlig symmetrischen Bau hatte. So turnten sie auch an den Außenteilen ihre Beinschwünge virtuos und zeigten völlig neue Kombinationen.

1955 bei einer Tagung der Geräte-Nominierungskommission des Internationalen Turnerbundes in Venedig, wurden die in der Schweiz üblich gewordenen 160 cm Pferdlänge erörtert.

1956 wurde in Boppard die verkürzte Form endgültig beschlossen, man sprach nunmehr nicht mehr von Hals und Kreuz, sondern von den beiden gleichen „Pferdenden“.

In den 60er und 70er Jahren wurde der Ruf nach griffigen Pauschen in ein und derselben Höhe immer größer, welche künstlerische Übungen wie Kreisflanke auf einer Pausche oder flüchtige Doppelgriffe ermöglichten.

1974 wurde die Pauschen-Länge von 280 auf 310 mm vergrößert.

1975 war nahezu revolutionär, als erstmals zur Berliner Gymnaestrada Kunststoffpauschen mit absoluter maschinell gefertigter Maßgenauigkeit eingeführt wurden. Neu war auch die Erweiterung des Pauschen-Abstandes von 400 bis 450 mm, welcher zugleich stufenlos verstellbar war.

1979 wurde der „Nikolai-Kreisel“ erfunden.

Bis heute konnten die deutschen Athleten am Pauschenpferd keine nennenswerten internationalen Titel erturnen.

2016 gab es dann aber doch mit Andreas Toba aus Hannover einen deutschen Helden am Pauschenpferd bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro (Brasilien). Toba riss sich bei der Qualifikation am Boden das Kreuzband, turnte später trotzdem unter höllischen Schmerzen am Pauschenpferd und sicherte damit dem deutschen Team noch den Finalplatz.

Sprungpferd / Sprungtisch

Bereits 1811 stellte Turnvater Jahn auf der Berliner Hasenheide drei verschiedene Pferdnachbildungen als Turngerät auf. Darunter ein Lederüberzogenes ohne Schweif und aufsteigenden Hals.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelten sich aus den Pferdenachbildung mehr und mehr das Seitpferd. Auf meist vier Beinen montiert wurde ein ca. 190 cm langer, ca. 35 cm breiter und ca. 40 cm hoher, mit Leder oder Stoff überzogener Körper. In der Mitte des Körpers befanden sich zwei abnehmbare Pauschen.

Jahrzehntelang kannte man kein spezielles Sprungpferd, vielmehr wurden die beiden am „Seitpferd“ befestigten Pauschen abgeschraubt und Holzstäbe mit einem Knauf in die zwei Löcher gesteckt, um Fingerverletzungen beim Stützen zu vermeiden.

1896 in Athen flog auch bereits, der damals erfolgreichste deutsche Olympiateilnehmer, der Berliner 

Carl Schuhmann, über solch ein Gerät zum Olympiasieg.

Seither stand dieses nie für Sprünge erdachte oder konstruierte Gerät über ein Jahrhundert lang den Turnern als ein gefährlicher, zugespitzter Bolzen in ihrer mehr als 20 Meter langen Anlaufbahn im Wege.

1936 holte der deutsche “Alfred Schwarzmann“ in Berlin die olympische Goldmedaille an diesem Gerät.

1938 wurde erstmals bei den Weltmeisterschaften der Sprung über ein quer aufgestelltes Seitpferd ausgetragen.

Erst 1970, bei den Olympischen Spielen in Ljubljana (Slowenien), konnte “Erika Zuchold“ als erste deutsche Athletin, Olympisches Gold an diesem Gerät erturnen. Damals noch für die DDR-Auswahl.

1972 war es, der in Frankfurt an der Oder geborene “Klaus Köste“, der für die damalige DDR-Auswahl olympisches Gold am Sprung holen konnte.

1981 holte “Maxi Gnauck“ für die DDR-Auswahl die nächste olympische Goldmedaille am Sprung.

Bereits 1983 hatte der damalige DDR-Cheftrainer Dieter Hofmann in Vorträgen und Artikeln auf die ungeeignete Form und Gefährlichkeit des Männer-Sprungpferdes hingewiesen, die nach Einführung der Rondatsprünge (Radwende vor dem Gerät) noch offensichtlicher wurde. Ein Grund war, dass bei den Männern, der nur 35 Zentimeter breite Pferderücken, für die Anatomie der männlichen Schulter viel zu schmal ist.

1991 im Vorfeld der Weltmeisterschaften in Indianapolis (USA,) kam es erneut zu gefährlichen Stürzen und Kollisionen sowie einer schweren Verletzung des späteren amerikanischen Reck-Olympiasiegers von Barcelona “Trent Dimas“. Daraufhin forderte der internationale Turnverband, Konzipierung eines für Männer und Frauen gleichen und geeigneteren Sprunggerätes.

Anfang der neunziger Jahre entwarf auch der österreichische Bildhauer, Künstler und Turntrainer Helmut Hödlmoser aus Wien eine hölzerne Modellvorlage.

Bereits 1997 wurden am Rande der Turn-Weltmeisterschaft in Lausanne erste Sprungtisch-Prototypen der Öffentlichkeit vorgestellt.

1998 erschienen verschiedene Nachfolgemodell zum FIG-Kongress in Vilamoura, Portugal.

1999 nahmen auf Bitte des Weltturnverbandes FIG fünf berühmte internationale Leistungszentren an umfangreichen Testprogrammen mit einem neuen Sprunggerät teil.

2001 wurde bei den Weltmeisterschaften das Seitpferd erstmals mit dem neu entwickelten und umfangreich getesteten Sprungtisch ersetzt. Das Gerät ist oben auf der Auflagenfläche 120 cm lang und 95 cm breit. Unterschiedlich ist die Höhe, denn bei den Frauen ist der Sprungtisch 125 cm, bei den Männern 135 cm hoch eingestellt.

Bis heute hat sich das Niveau beim Sprung unglaublich verändert. Die deutschen Athletinnen und Athleten spielen jedoch in den letzten 20 bis 30 Jahren, bei internationalen Wettkämpfen, kaum eine Rolle.

Schwebebalken

Dieses Turngerät ist im Wettkampfturnen relativ neu, als Gerät fürs Balancieren aber eigentlich so alt wie die neueren Leibesübungen.

1793 hat bereits Johan Christoph GutsMuths – deutscher Pädagoge und Mitbegründer des Turnsports – in seinem bahnbrechenden Werk „Gymnastik für die Jugend“ – dem Balancieren ein eigenes Kapitel gegeben. Sein geschilderter Balken, war ein horizontal liegender, ganz runder Fichtenstamm, von etwa 20 Meter Länge.

1816 übernahm Friedrich Ludwig Jahn in seinem Buch “Deutsche Turnkunst“ von GutsMuths das Balancieren auf dem Rundbalken, aber der sich selbst erklärte Feind aller Fremdwörter nennt es „Schweben“.

„Schweben heißt Haltung im Gleichgewicht: in der Ruhe, wie in der Bewegung“. Jahns „Schwebebaum“ ist „ein schlanker, gradwüchsiger Kien- oder Tannenstamm ohne Astknospen; je länger, desto besser, nicht gut unter 40 Fuß (12,2 Meter) Länge und 10 Zoll (25,4 cm) Stärke am Stammende. Er ruht zwischen zwei Paar starken Pfählen auf eisernen Bolzen, die hoch und niedrig gesteckt werden können“. Auf absolute Standfestigkeit des Geräts legte Jahn keinen Wert, im Gegenteil: „Er darf nicht zu viel, nicht zu wenig schwanken, sondern muss das gehörige Leben haben“.

Mitte/Ende des 19. Jahrhunderts wurde in Schweden die Schwebekannte entwickelt. Im Vergleich zum Balken handelt es sich hier zunächst um eine Runde Stange, welche in unterschiedlicher Höhe aufgestellt wird, um mit mehreren Personen, gleichzeitig darauf zu balancieren. Mädchen diente dieses Gerät auch, um in der Gruppe gemeinsam daran gymnastische Übungen zu turnen.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde in Schweden die Schwedenbank entwickelt, welche sich auf der einen Seite als Sitzbank eignete und umgedreht als Übungsbalken genutzt werden kann. Diese ist ca. 35 cm hoch. Die Sitzbankfläche ca. 25 bis 30 cm breit, Laufbalken auf der Unterseite früher ca. 8cm heute 10 cm breit. Die Bank nahm auch in deutschen Schulen ihren Einzug und zählt noch heute in den meisten Turnhallen zur Grundausstattung. Ein Wettkampfgerät wurde dieser niedrige und schmale Schwebebalken aber zu keiner Zeit.

1934 bei der Weltmeisterschaft der Frauen in Budapest (Ungarn) wurde der Balken erstmals ins Wettkampfprogramm aufgenommen. Kurz zuvor erlangte der Schwebbalken auch im deutschen Turnsport für Mädchen und Frauen mehr Aufmerksamkeit. Zu dieser Zeit nannte sich das Gerät noch Schwebekante und war nur 8 cm breit.

Seit dem Jahre 1936 ist der Schwebebalken eine olympische Disziplin der Frauen und somit ein Standardgerät im internationalen Wettkampfturnen der Frauen. Die Übungen tendieren immer mehr zu den akrobatischen Elementen hin, und damit wächst der Wunsch nach besserer Standfläche, auf der die schwierigeren Sprünge und Rollen möglich wurden.

1964 zelebrierte als erste Frau der Welt die Leipzigerin “Erika Zuchold“, unter Anleitung ihrer Trainerin “Ellen Berger“, den Flickflack auf dem Balken. Allerdings auf einem Balken mit einer inzwischen auf 10 cm verbreiterten Lauffläche.

1965 wurde im internationalen Normenbüchlein die Maße neu definiert. Die Oberfläche des Balkens wurde von 8 auf 10 cm verbreitert. Die Seitenwände wurden leicht gerundet, so dass die Balkenmitte im Querschnitt 13 cm maß. Absolute Standfestigkeit des Geräts war nun geboten, der Schwebebalken durfte im Gestell während des Gebrauchs nicht vibrieren. Der Balken musste jetzt von 0,80 m bis 1,20 m verstellbar sein, in Stufen von 50 mm, doch betrug die Höhe bei Wettkämpfen einheitlich 1,20 m. Seine Länge wird mit 5 m ausgewiesen, und dabei ist es bis zum heutigen Tag geblieben.

1970 holte die Leipzigerin “Erika Zuchold“ für die DDR-Auswahl den Weltmeisterschaftstitel am Schwebebalken.

1974 wurden im FIG-Normenbuch weitere Anforderungen an das Turngerät Schwebebalken gestellt, nachdem freie Überschläge immer mehr zum Standardprogramm zählten. Der Balken musste ab sofort mit einer elastischen Auflage versehen sein und trotzdem die Tritt- und Gleichgewichtssicherheit gewährleisten. Zudem ist eine komplette Ummantelung erforderlich, aus einem Werkstoff von hoher Festigkeit.

1979 wurden die Normen für den Balken aus Sicherheitsgründen nochmals genauer beschrieben.  Zur Vermeidung von Verletzungen bei Stürzen muss bei maximaler Belastbarkeit die Lauffläche am Belastungspunkt inkl. Kanten um mindestens 5 mm nachgeben können.“ Ausdrücklich wird auf die Verletzungsgefahr eingegangen: „Die Enden müssen, um Verletzungen auszuschließen, gepolstert sein.

1981 turnte die Ostberlinerin und für die DDR-Auswahl startende “Maxi Gnauck“ erstmals einen Flick-Flack über das Sprungbrett als Aufgang auf den Balken.

2017 bei den Weltmeisterschaften in Montreal (Kanada) holte die in Saarbrücken geborene “Pauline Schäfer“ Gold und somit den Weltmeistertitel am Schwebebalken für Deutschland. Die aus Ludwigsburg stammenden “Tabea Alt“ holte sich die Bronzemedaille. 

Bodenturnen

Bodenturnen ist so alt wie das Gaucklertum und die Zirkuskunst. Belege befinden sich bereits in Felszeichnungen der arabischen Felsgräber “Beni Hasan“ (Söhne des Hassan), welche ab ca. 2000 vor Chr. angelegt wurden.   

1599 schrieb der italienische Akrobat “Archange Tuccaro“ in Paris am französischen Hof, ein 400 Seiten umfängliches, reich bebildertes Buch (Trois dialogues), über das Luftspringen, welches akrobatische Übungen am Boden und mit Geräten beschreibt. “Archange Tuccaro“ ist somit als Vater des Bodenturnens zu sehen.

1698 – also 100 Jahre nach dem Erscheinen von Tuccaros Bodenturnbuch – beschreibt “Christoph Weigel“ in seinem Kupferstich zum Beruf “Der Springer“, das Vorzeigen von Kunststücken als Eitelkeit.

Im 18. Jahrhundert findet die Kunst der Luftsprünge in Frankreich und Italien größere Beachtung als in Deutschland. Hintergrund könnte sein, da das Buch “Trois dialogues“ nur in italienischer und französischer Sprache existierte.   

1816 nimmt die Beachtung der Trois dialogues“ ihren Anfang erst durch Friedrich Ludwig Jahn. Er geht allerdings sehr negativ in seinem Buch “Die Deutsche Turnkunst“ darauf ein. Im Abschnitt “Zur Bücherkunde der Turnkunst“ mit dem Titel “Kopfüber oder Luftspringen“ nennt Jahn die Beschreibungen in der “Trois dialogues“ als: „unnütze Überflutung eines unausstehlichen Wortschwall“.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelte sich das Bodenturnen aus den Freiübungen, welche in Deutschland von Adolf Spiess und Justus Carl vorangetrieben wurden. Allerdings noch ohne akrobatische Überschläge und Salti.

Noch Ende des 19. Jahrhunderts blieb es lange Zeit bei Massen- oder Gruppenübungen mit strengen einheitlichen Bewegungsvorschriften. Freiübungen mit und ohne Handgeräte.

1923 tauchte erstmals in einem “Memorandum“, welches Vorschläge zu den Regeln für Weltmeisterschaften enthielt, die Forderung nach Gleichstellung der Freiübungen mit dem Gerätturnen auf.

Ebenfalls 1923 wagte der Leipziger “Martin Gebhardt“ erstmals einen Flick-Flack, beim Münchner Turnfest im Rahmen von Freiübungen auf dem Rasen. In Deutschland kannte man auch in den Folgejahren kein eigenes Gerät “Boden“, obwohl es international bereits zu anderen Entwicklungen kam.

1930 wurde bei den Weltmeisterschaften in Luxemburg erstmals eine offizielle Geräterangliste geführt. Der Jugoslawe “Josip Primozic“ geht somit als der erste Bodenweltmeister in die Geschichte ein.

Noch 1932 bei den Olympischen Spielen in Los Angeles (USA) wurden erstmals die Bodenübungen bei den Männern olympisch, aber noch im Freien und auf dem Rasen geturnt.

1936 bei den Olympischen Spielen in Berlin, gab es erstmals einen Boden, der bereits über eine gewisse Federwirkung verfügte.

1937 begann eine neue Ära des Bodenturnens. Der Ungar “Ference Pataki“ zeigte mehrere akrobatische Übungen am Boden.

1939 wurde in Dänemark mit einer Holzgitterkonstruktion erstmals ein federndes Turngerät “Boden“ geschaffen.

1950 gab es bei den Frauen die ersten Weltmeisterschaften am Sportgerät “Boden“.

1951 stellte Richard Reuther aus Ludwigshafen-Oppau mit seinem Patent “Doppelschwingboden“ eine bahnbrechende Erfindung vor.

1952 bei den Olympischen Spielen in Helsinki, gingen erstmals die Frauen am Boden an den Start.

1964 bei den Olympischen Spielen in Tokio feierte diese von Reuther patentierte und von der Firma Spieth aus Esslingen hergestellte, 12×12 Meter große Boden-Turnfläche, seine internationale Premiere. Das Schwierigkeiten-Niveau der Bodenturnelemente erhöhte sich fortan zu akrobatischen Übungsteilen.  

Noch 1970 zählte ein Doppelsalto bei den Männern zu den schwierigsten Elementen des Bodenturnens.

1987 zeigte der Russe “Valeri Ljukin“ in einem Wettkampf den seither nach ihm benannten Dreifachsalto rückwärts, gehockt. Dieser zählt im männlichen Bereich noch heute zu den Höchstschwierigkeiten (G-Element).

1997 wurde die luftdichte Sprungbahn von einem Rettungsboot-Hersteller entwickelt und als Innovationspatent eingetragen. Der Vorläufer der Airtrack-Bahn. Airtrack-Bahnen werden immer häufiger sowohl von Profiturnern, als auch im Breitensport, als optimales Übungsgerät für akrobatische Boden-Turnelemente genutzt.

2013 stellt Spieth den ersten Schwingboden “Moskau“ mit Sprungfedern und Feder Sprungbrettern her, welcher noch heute bei sämtlichen nationalen und internationalen Wettkämpfen als optimales Wettkampfgerät “Boden“ zum Einsatz kommt.