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Historie – Parkour

Parkour zählt eigentlich zu den neuen modernen Trendsportarten und trotzdem ist der Ursprung Anfang des 20. Jahrhunderts zu suchen. Es handelt sich hierbei auch nicht um eine Sportart die speziell erfunden wurde. In Wirklichkeit ist Parkour die “Kunst der effizienten Fortbewegung“, um möglichst schnell und direkt von A nach B zu gelangen. Der Parkourläufer, auch Traceur genannt, passt sich dabei seiner Umgebung an. Hindernisse werden durch verschiedene Techniken überwunden oder umgangen. Im Parkour wird vor allem auf einen kontrollierten, flüssigen Bewegungsablauf gesetzt.

Bereits 1902 organisierte Georges Hébert – französischer Marineoffizier – stationiert in der kleinen Stadt St. Pierre auf Martinique – die Flucht vor einem Vulkanausbruch, welcher 26.000 Menschen das Leben kostete und 700 Menschen gerettet werden konnten. Dieses Ereignis spielte eine wichtige Rolle in der Entwicklung der späteren natürlichen Trainingsmethode “Méthode Naturelle“, mit dem Grundgedanken, dass es sehr wichtig ist athletische Fähigkeiten mit Hilfsbereitschaft, Selbstlosigkeit und Tapferkeit zu vereinbaren. Méthode Naturelle ist eine von Hébert entwickelte Art körperlichen und geistigen Trainings, bei welcher der eigene Körper in sehr vielen Disziplinen in der Natur trainiert wird. Hébert wurde zu dieser Methode zusätzlich auf einer Afrika-Reise inspiriert, bei der er über die körperliche Verfassung, der in der Natur lebenden Menschen, erstaunt war.

1954 wurde Raymond Belle – ein weiterer Parkur Pionier – aufgrund der Teilung Vietnams, von seinen dort einheimischen Eltern getrennt, wurde von der französischen Armee aufgenommen und erfuhr während seiner Schulzeit eine militärische Ausbildung. Bereits im Alter von 12 Jahren erprobte er mit seinen Freunden effiziente Fluchttechniken, um seine Überlebenschancen während des Krieges in seiner Heimat zu verbessern. Aus dem Buch “Méthode Naturelle“ von Georges Hébert lernte Belle, wie man effektiv und schnell natürliche Hindernisse überwindet. Aufgrund der Methode von Hébert entwickelte er “le parcours“, eine Bewegungsart, um effektiv von einem Punkt zum anderen zu gelangen. Mit 19 Jahren wurde Belle bei der Feuerwehr-Eliteeinheit “Sapeurs-pompiers de Paris“ aufgenommen, machte dort aufgrund seiner Fitness und Tapferkeit Karriere und bekam über die Jahrzehnte viele außerordentliche Auszeichnungen.

1973 wurde sein Sohn David Belle in Frankreich geboren und lernte von seinem Vater in den Wäldern Nordfrankreichs die “Méthode Naturelle“ Kunst der schnellen Bewegung durch die Landschaft mit ihren natürlichen Hindernissen im Einklang mit Natur und Umwelt.

Ende der 1980er Jahre übertrug David Belle spielerisch diese Methode auf die urbane Landschaft des Pariser Vorortes Lisses. Aus den spielerischen Verfolgungsjagden der Kinder über Treppen, Tischtennisplatten, Papierkörbe und kleine Bäche entwickelten die Freunde als Jugendliche durch Einbeziehung immer schwierigerer Hindernisse, wie Mauern, Zäune, Baugerüste und später Gebäudefassaden und Hochhäuser, den Parkour.

Belle machte parallel Kariere als Schauspieler und sah seine Zukunft und die von Parkour in der Filmbranche. Mehr und mehr Leute – vor allem Jungendliche und Kinder – interessierten sich für Parkour und wollten nacheifern. Es wurden unter anderem TV-Spots für Nike gedreht und die multimediale Präsenz der Disziplin nahm stark zu.

2004 erschien die Dokumentation „Jump London“ für ein breites Publikum auf DVD und gab den Anstoß für eine weite öffentliche Verbreitung der Disziplin. Ungefähr zu dieser Zeit begann auch die erste Verbreitung von Parkour im deutschsprachigen Raum, die seither stetig ansteigt.

Seit 2006 ist auch hier in Deutschland das Medieninteresse enorm, im Internet kursieren zunehmend Videos, Popstars wie Madonna und große Filmproduktionen („Banlieue 13“ mit David Belle oder der „James Bond – Casino Royale“ mit Sébastien Foucan) zeigen Parkourszenen, verschiedene Werbespots bedienen sich der physischen Künste der Traceure, und inzwischen haben viele große Sender Parkour-Dokumentationen ausgestrahlt.

2017 hat der Weltturnverband FIG beschlossen, Parkour als Sportart aufzunehmen. Der langfristige Plan ist, mit dieser attraktiven Trendsportart bei den Olympischen Spielen 2024 im Programm zu sein. David Belle, Parkour-Pionier der ersten Stunde, wurde als Kommissionsvorsitzender bei der FIG eingesetzt, um Parkour als Wettkampfsport auszubauen.

2018 wurde der erste FIG Worldcup für Parkour in Hiroshima (Japan) mit dem Speed-Run der Damen und dem Freestyle-Finale der Herren ausgetragen

2019 wurde die Sportart “Parkour“ offiziell vom Deutschen Turner-Bund (DTB) aufgenommen und demzufolge auch bei den verschiedenen Landesverbänden wie dem Badischen Turner-Bund (BTB).